Der Einsatz der
Gamma Knife Technologie bei einem Aderhautmelanom

Aderhautmelanome sind Tumore, die im Auge entstehen. Sie gehen von der Gefäß- und melanozytenreichen Aderhaut (Choroidea) aus, die sich unter der Netzhautschicht befindet. Die Tumore sind äußerst selten. Lediglich sechs von einer Million Menschen leiden darunter. Obwohl es sich um einen Tumor handelt, der mit dem „schwarzen Hautkrebs“ vergleichbar ist, besteht kein Zusammenhang zwischen Sonneneinwirkung und Tumorhäufigkeit.

Wächst dieser Tumor, so könnte es passieren, dass sich die Netzhaut ablöst. Dies führt häufig zu einer akuten, einseitigen Sehstörung. Abhängig von der Lage des Tumors im Auge, im Bereich des zentralen Sehens oder am Rand des Gesichtsfelds, werden Symptome schon früh, oder erst sehr viel später im Verlauf der Erkrankung bemerkt. Während ein kleines, zentrales Aderhautmelanom schon sehr frühzeitig zu Sehstörungen führt, können periphere, also am Rande liegende Aderhautmelanome, über Jahre wachsen, bevor sie für den Patienten zu merkbaren Symptomen führen.

Abhängig von der Größe des Tumors beobachten wir Aderhautmelanome abwartend. Bei Bedarf werden sie operiert oder von uns radiotherapeutisch bzw. radiochirurgisch behandelt.

Kombination aus Radiochirurgie und Operation

Bei sehr großen Aderhautmelanomen, musste man in der Vergangenheit häufig das betroffene Auge entfernen. Denn beim Aderhautmelanom handelt es sich um einen sehr bösartigen Tumor. Im Fall der Streuung in den Körper besteht für den Patienten Lebensgefahr. Daher ist das vorrangige Ziel jeder Behandlung, eine Tumorstreuung unbedingt zu vermeiden. Aus diesem Grund werden große, sogenannte hochprominente Aderhautmelanome, auch nicht einfach chirurgisch entfernt. Das Risiko, dabei noch aktive Tumorzellen in den Körper zu verschleppen, wäre einfach zu hoch. An dieser Stelle kommt unsere Radiochirurgie zum Zuge.

Als vorbereitende Maßnahme werden wir den Tumor radiochirurgisch durch die Bestrahlung inaktivieren, also abtöten. Anschließend wir der Tumor operativ entfernt. Nun wird die Netzhaut wieder in Position gebracht. Dadurch ist es nicht nur möglich, den Tumor zu entfernen und eine Heilung zu erreichen, sondern sogar in einer Mehrzahl der Fälle die Funktion des Auges zu einem gewissen Grad wiederherzustellen. Die Indikation zur Radiochirurgie werden wir ausschließlich interdisziplinär, also durch Ärzte verschiedener Fachrichtungen in einem augenärztlichen Zentrum stellen. Die besten Ergebnisse erreichen wir heute durch ein kombiniertes Verfahren: Zunächst wird der Tumor radiochirurgisch abgetötet und anschließend operativ entfernt.

Die Behandlung ist sehr komplex. Neben der Fixierung des Kopfes ist eine zusätzliche Fixierung des Auges notwendig. Der Augenarzt betäubt das Auge mit einem lokal wirksamen Betäubungsmittel (Lokalanästhesie). Hierdurch werden die Augenmuskeln vorübergehend gelähmt. Somit kann sich das Auge, und damit der Tumor, während der Gamma Knife Behandlung nicht bewegen. Nach ca. 2-3 Stunden verliert das Betäubungsmittel seine Wirkungskraft und das Auge funktioniert wieder völlig normal. Diese spezielle Therapie ist nur in sehr wenigen Zentren möglich.

Fortsetzung der Behandlung in der Augenklinik

Unmittelbar im Anschluss an die radiochirurgische Inaktivierung des Tumors schicken wir den Patient in die zuweisende Augenklinik. Hier wird der radiochirurgisch inaktivierte Tumor am nächsten, spätestens übernächsten Tag operativ entfernt. Mehr als zwei Tage sollen zwischen Radiochirurgie und Operation nicht vergehen, um ein optimales Ergebnis zu erhalten.

Die Augenklinik und der Hausaugenarzt organisieren ausschließlich die Nachsorge. Sie umfasst zum einen den regelmäßigen augenärztlichen Befund, aber auch für einen gewissen Zeitraum eine onkologische Kontrolle. In regelmäßigen Kontrollen alle 3 Monate wird sichergestellt, dass nicht doch eine Metastasierung in Lunge und Leber stattgefunden hat. Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt nach unseren bisherigen Erfahrungen deutlich unter 10 % der behandelten Fälle. Wegen der Strahlenempfindlichkeit der Augenlinse kann darüber hinaus als Spätfolge eine Linsentrübung (Katarakt, „grauer Star“) auf der betroffenen Seite auftreten. Durch heutige Operationsverfahren in der Augenheilkunde ist das mit einem kurzen ambulanten Eingriff wieder zu beheben. Neben dieser Nebenwirkung können auch Netzhaut- und Sehnervschäden auftreten. Nach unseren Erfahrungen überwiegen die Nebenwirkungen durch den operativen Eingriff die der Bestrahlung.