Was hilft bei der Trigeminusneuralgie?
Die Therapien lassen sich am besten in folgende Gruppen (von wenig invasiv bis invasiv) zusammenfassen:
- medikamentöse / konservative Therapie
- Operation
- radiochirurgische Therapie (Bestrahlung)
- destruierende Verfahren (percutane Thermokoagualtion)
Wann sollte ein Patient zum Arzt?
Es ist von großer Bedeutung, die Trigeminusneuralgie zu klassifizieren und von anderen Gesichtsschmerzen abzugrenzen beispielsweise Trigeminusneuropathien (nach einem Unfall), Erkrankung der Zähne, eine Entzündung der Gefäße (Riesenzellarteriitis), Pseudotrigeminusneuralgie (von der Halswirbelsäule entstehender Gesichtsschmerz). Liegt eine sekundäre Trigeminusneuralgie vor, wird diese, soweit möglich, zielgerichtet behandelt, und ggf. symptomatisch (medikamentös) mitbehandelt.
Auch im Falle der klassischen Trigeminusneuralgie wird, obwohl der Grund bekannt, zunächst eine medikamentöse Therapie begonnen, um einen operativen (s. u.) Eingriff zu vermeiden. Es kommen zunächst Carbamazepin, Oxcarbamazepin, Lamotrigen, Pregabalin, Gabapentin, Baclofen, selten Phenytoin zum Einsatz, teilweise kombiniert. Es ist sinnvoll, die Patienten auf Selbsthilfegruppen/-Foren in ihrer Umgebung aufmerksam zu machen.
Durch die Anzahl der Therapiemöglichkeiten ist ersichtlich, dass es nicht die eine einzige Therapie gibt, sondern jede für sich spezifische Vor- und Nachteile aufweist. Ziel muss es sein, die beste Therapie für den einzelnen Patienten zu eruieren.
Verlieren die Medikamente im Verlauf ihre Wirksamkeit, oder treten starke Nebenwirkungen der Medikamente in den Vordergrund, können die anderen Methoden dann angewandt werden.
Radiochirurgische Therapie
Das am wenigsten invasive und hocheffektive Verfahren ist eine radiochirurgische Einzeitbestrahlung des Nervus Trigeminus mit dem Gamma Knife. Erstmalig wurden Ergebnisse über diese Behandlungsalternative bereits 1971 durch dessen Erfinder Dr. Lars Leksell mit positivem Ergebnis vorgestellt. Durch die fokussierte Hochpräzisionsbestrahlung wird der Nerv gezielt vernarbt. Im Vergleich bis heute hat sich neben der kontinuierlichen technischen Verbesserung sowohl des Gamma Knifes als auch der für die Bestrahlung benötigte Bildgebung unser Wissen um diese Art der Behandlung stetig erweitert und verbessert.
Bei Trigeminusneuralgie führt eine Gamma Knife Bestrahlung laut Literatur in etwa 75 % zu einer deutlichen Schmerzlinderung. Anders als bei den anderen Verfahren tritt die Schmerzbesserung zeitverzögert ein, im Schnitt nach erst nach Wochen bis Monaten. Etwa ein Drittel der behandelten Patienten können nach einigen Jahren wieder Schmerzen haben, wobei eine nochmalige Bestrahlung erfolgen kann.
Faktoren, die einen positiven Behandlungsverlauf im Langzeitverlauf erwarten lassen, sind eine kurze Krankheitsverlauf unter 3 Jahren, keine chirurgische Vorbehandlung, schneller eintretende und deutlichere Schmerzlinderung nach der Bestrahlung, sowie eine sich einstellendes Taubheitsgefühl im Gesicht, welches von den Patienten (im Vergleich zu den vorherigen Schmerzen) gut toleriert wird.
Bei Multipler Sklerose als Ursache der Trigeminusneuralgie, besteht häufig keine Möglichkeit zu einer Operation (Mikrovaskuläre Dekompression nach Janetta). Hier bietet die Bestrahlung mit dem Gamma Knife eine gute Alternative.
Sollte ein Tumor die Ursache für die trigeminalen Schmerzen sein, führt dessen radiochirurgische Behandlung häufig zu einer Besserung der Beschwerden. Wird der Nervus Trigeminus zusätzlich radiochirurgisch mitbehandelt, scheinen trigeminale Schmerzen nach der Literatur noch besser kontrollierbar zu sein, wobei hier noch Ergebnisse aus Langzeitstudien notwendig sind.
Unerwünschte Nebenwirkungen wie eine Anesthesia dolorosa (Schmerzhafte Mißempfindung) oder eine Gefühlsstörung im Augenbereich sind extrem selten.
Operation
Die mikrochirurgischen mikrovaskuläre Dekompression (Janetta-Operation), wird über einen Zugang am Hinterkopf am Kleinhirn vorbei neurochirurgisch ein Stück Teflon zwischen das pulsierende Gefäß und den Nervus Trigeminus implantiert, mit dem Ziel, die Blutdruck bedingten Pulsationen des Gefäßes nicht mehr auf den Nerven zu übertragen. Es ist die einzige zielgerichtet Therapie bei der klassischen Trigeminusneuralgie. In geübter Hand und bei gesunden Patienten gilt der Eingriff als sicher. Als Risiken wären dennoch zu nennen eine Hirnwasserfistel, die mit der Gefahr der Hirnhautentzündung einhergeht, Ertaubung, sensibles Defizit im Gesicht, Gesichtslähmung.
Der Eingriff hat im Vergleich mit den anderen Methoden die beste Chance auf eine Schmerzlinderung, die im Vergleich mit den anderen Verfahren auch dauerhafter anhält und bei Gefäßnervenkontakt auch eine ursächliche Therapie darstellt.
Destruierende Verfahren
Weitere Methode sind sogenannte ablative (destruierende, zerstörende) Verfahren mittels Hitze, Kompression oder Glycerolinjektion. Bei all diesen Verfahren wird über eine Sonde, welche innerhalb der Wange bis an die Schädelbasis in das Foramen ovale vorgeschoben wird, das Ganglion Gasseri, welches sich anatomisch intrakraniell eben dort befindet gezielt läsioniert und die Nervenimpulsweiterleitung herabgesetzt. Das Risikoprofil dieses Eingriffs ist in geübten Händen klein. Zu nennen wären hier Blutungen bei Verletzung von Gefäßen, neue Schmerzen wie beispielsweise dauerhafte Beschwerden (Anästhesie dolorosa), ein Taubheitsgefühl im Gesicht (häufig), eine Gefühlsstörung im Auge bei Verletzung des 1. Trigeminusastes mit der Gefahr einer Verletzung der Hornhaut des Auges (ein Fremdkörper im Auge kann nicht mehr wahrgenommen werden) und dadurch bedingter Sehverlust. Die Ergebnisse sind in der Literatur ebenfalls gut untersucht, im Vergleich zu Operation nach Janetta zeigt sich jedoch ein geringeres Ansprechen, die Schmerzlinderung hält auch weniger vor, so dass es früher zu Rezidiven kommt.
Persönliches Gespräch zur Therapie
Welche Therapie für den einzelnen Patienten die erfolgsversprechende ist, sollte in einem persönlichen Gespräch mit dem Patienten eruiert werden. Die Therapien sollten daher immer in Kooperation mit den mitbehandelnden Ärzten interdisziplinär erfolgen.